von Florian Adler
Selbstbestimmt am Leben teilnehmen zu können ist der nachvollziehbare Wunsch vieler in ihrer Mobilität oder Wahrnehmung eingeschränkter Menschen. Das Bundesgleichstellungsgesetz (BGG) bildet seit 2002 die gesetzliche Grundlage für den Abbau von Barrieren und soll für gleichwertige Lebensbedingungen für Menschen mit und ohne Behinderungen sorgen. In § 4 des BGG heißt es: »Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen (…), wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.«
Wie jedoch eine Maßnahme als »behindertengerecht« oder »für Rollstuhlfahrer geeignet« in der Öffentlichkeit gekennzeichnet wird, verrät auch etwas über unsere Einstellung den Betroffenen gegenüber.
Viele Piktogramme stigmatisieren den Rollstuhlfahrer zum passiven Objekt, das grundsätzlich auf fremde Hilfe angewiesen ist. In steifer Körperhaltung, gar kopflos oder mit unbeweglich erstarrten Armen wird geduldig darauf gewartet, bewegt zu werden. Die Form deformiert den Inhalt, der Signifikant verrät das Signifikat.
In unserer – unvollständigen – Recherche fanden wir jedoch auch gute Gestaltungsbeispiele, in denen Rollstuhlfahrern Selbstbestimmung und Dynamik zugestanden wird. Einen eigenen früheren Entwurf für das Leitsystem der HTW haben wir in diesem Sinn 2012 neu überarbeitet.
Seit 2013 ist das Thema sogar dem Museum of Modern Art eine eigene kleine Ausstellung wert (siehe großes Bild); einige Guerilla-Designer in den USA haben der gestalterischen Gedankenlosigkeit eine eigene Aktion gewidmet und bieten ihr Piktogramm zum freien Download an: The Accessible Icon Project.