design d r i n k i n g – zeichen und wunder(n)

Denkend und trinkend nähern wir uns Phänomenen, die Design prägen und durch Design geprägt werden.


von Florian Adler & Birte de Gruisbourne

Ob indexikalisch, ikonisch oder symbolisch, das Zeichen ist in Praxis und Theorie ein eigenwilliges Ding. Denn woher wissen wir eigentlich, dass sich hinter einer Tür mit einer Abbildung von Mann und Frau eine Toilette befindet und nicht etwa eine Partnervermittlung? Und was geschieht mit diesem symbolischen Zeichen, wenn sich gesellschaftliche Vorstellungen hinsichtlich der binären Genderzuordnung verändern? Wir wollen verständliche, sprachübergreifende Zeichen entwickeln und müssen dabei mit der Variabilität von Sprache und der Wechselbeziehung zwischen Signifikat (das Bezeichnete, Inhalt) und Signifikant (das Bezeichnende, Form) zu Recht kommen.

Systematische Einordnung internationaler WC-Piktogramme, von ikonischen hin zu symbolischen Zeichen in unterschiedlichen Abstraktionsstufen.

Um lesbar zu sein, müssen Zeichen auf bestehende Normen der Lesbarkeit und damit auf Konventionen zurückgreifen, die bereits zur Verfügung stehen. Dabei, so Derrida, wiederholen sie nicht nur, sondern pflegen Bedeutungen in neue Kontexte ein und nehmen damit Einfluss auf bestehende Regeln:

»iter, nochmals, kommt von itara, anders«
Jaques Derrida: Signatur Ereignis Kontext

Damit wird jede Äußerung, um J. L. Austins Begriff mit Derrida zu verwenden, performativ, sodass die Frage nach Wahrheit oder Falschheit zu einer nach Gelingen oder Misslingen bezogen auf Regeln der Lesbarkeit der Aussage wird. Deshalb wirkt ein androgynes Piktogramm für eine All-Gender-Toilette oder ein dynamischer Rollstuhlfahrer auf unser Konzept von Geschlecht oder Behinderung zurück. Dieses Wissen bedingt dann wiederum unsere Designentscheidungen.

Fragen, die wir nach der Einführung von Florian Adler in die Praxis des Entwerfens von Zeichen und einer philosophischen Bestimmung des Zeichens und Bezeichnens durch die Philosophin Birte de Gruisbourne mit unseren Gästen bei Käse und Wein weiter diskutierten.